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Trennung von Kirche und Staa [26.12.2015]
Nach der Verfassung sollen in Österreich Staat und Kirche getrennt sein. Totes Recht. Am allertotesten in Tirol. Hier werden Staat und Kirche sogar mutwillig verbunden, vorsätzlich sozusagen, von den höchsten Repräsentanten. Jüngstes Beispiel: Noch-immer-Landtagspräsident van Staa wusste sich anlässlich der jüngsten Landtagssitzung knapp vor Weihnachten nichts Schlechteres, als sämtlichen Abgeordneten vor ihrem Eintreffen ein persönliches Geschenklein auf die Abgeordnetentische stellen zu lassen, dessen neutrale Verpackung es in sich hatte. Werbung für den direkt dem Heiligen Stuhl unterstellten erzkatholischen „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“, mitten im Sitzungssaal. Vielleicht schlimmer noch als dieses freche Product-Placement ist der bis heute ausgebliebene Protest der auf die Verfassung vereidigten Damen und Herren Abgeordneten dagegen.
Das Kruckenkreuz immerhin, großes Aufatmen, ist nicht das des Austrofaschismus, sondern „nur“ das sogenannte Jerusalemkreuz, das der Anführer des ersten Kreuzzuges (1096) zu seinem Wappen erhoben hat.
Mag ja sein, dass der Kreuzritter van Staa, übrigens auch Träger des päpstlichen Silvesterordens, des päpstlichen Gregoriusordens, des Malteserordens, des St. Georgs-Ordens sowie des Verdienstordens Heiliger Rupert und Heiliger Virgil in Groß-Gold, von (noch) klerikaleren Zeiten träumt, aber dieser Kram hat im Landesparlament nicht zu suchen. Nichts.
Oben in voller Aktion der kreuzbrave van Staa und – in der letzten Bank – der bekannt fromme Christenmensch Ferdinand Eberle, die beide als „Persönlichkeiten katholischen Glaubens sowie einwandfreier sittlicher Lebensführung“ (Aufnahmekriterien) ja geradezu zwangsläufig im „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ landen mussten.
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