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Wieder kein Baubeschluss für das Kraftwerk Tumpen [13.07.2015]
Dank allerhand behördlicher, juristischer und politischer Winkelzüge ist das höchst fragwürdige Kraftwerksprojekt an der Ötztaler Ache zwischen Tumpen und Habichen nach sieben Jahren Vorlaufzeit Anfang 2015 bewilligt worden. In ihrem Geheimvertrag haben sich die vier Gesellschafter (Baufirma Auer, TIWAG, Gemeinde Oetz , Gemeinde Umhausen) verpflichtet, „nach besten Kräften auf den möglichst raschen Eintritt der Voraussetzungen für den Baubeschluss hinzuwirken und spätestens 10 (zehn) Werktage nach Übermittlung aller relevanter Unterlagen … darüber abzustimmen, ob das Kraftwerksprojekt realisiert werden soll oder nicht“.
Montag vergangener Woche fand wieder einmal eine entscheidende Generalversammlung der Projektbetreiber statt. Und endete erneut ohne Baubeschluss.
Das Projekt rechnet sich nicht
Lag das Verhältnis der Baukosten zur Jahreserzeugung bisher schon ziemlich ungünstig (bei ca. 90 Cent/KWh), so hat sich dieses in letzter Zeit durch die gestiegenen Gesamtinvestitionen einerseits und viel mehr noch durch den dramatischen Verfall des Bandstrompreises andererseits eklatant verschlechtert.
Der erzielbare Erlös für eine Megawattstunde (MWh) Bandstrom, wie er im Kraftwerk Tumpen-Habichen erzeugt werden soll(te), ist seit Beginn der Projektierungsphase (2008) von durchschnittlich 83 Euro auf heute durchschnittlich 33 Euro heruntergerasselt.
Das ist ein Preisverfall von rund 60 Prozent.
Und diesem Projekt, ausgerechnet diesem wirtschaftlich widersinnigen, naturschädigenden, siedlungsraumgefährdenden Projekt eines Mini-Laufkraftwerks hat die schwarz-grüne Landesregierung per Beschluss „einvernehmlich das Vorliegen eines überwiegenden öffentlichen Interesses“ zugesprochen (hier)!
Der Börsenpreis für Deutschland und Österreich (Phelix) für Bandenergie lag im Juli 2008 (im 200-Tage-Durchschnitt) bei 83 Euro pro Megawattstunde (graue Linie = Price Baseload)
Heute, 2015, liegt der Strommarktpreis für die im Laufkraftwerk Tumpen erzeugbare Bandnergie (im 200-Tage-Durchschnitt) bei 33 Euro (graue Linie). Eine Trendumkehr ist auch in den nächsten Jahren nicht in Sicht. Damit rückt die Gewinnschwelle (break-even point) in immer weitere Ferne.
Dementsprechend ist auch die in der Gesellschafterversammlung vorgelegte neue Wirtschaftlichkeitsrechnung ausgefallen. Die dem Vertrag der vier Anteilseigner 2010 zugrundegelegten Annahmen, auf denen Amortisation der Anlage, Tilgungzeitraum der Kreditkosten und finanzieller Ertrag basieren, haben schlicht keine Gültgkeit mehr. Dies hatte zur Folge, dass die benötigte Gesellschaftermehrheit von 65 Prozent nicht zustande kam.
Die Entscheidung über Realisierung oder Nichtrealisierung des Projekts wurde auf Herbst vertagt.
TIWAG subventioniert die ÖBB
Sollte, wie es den Anschein hat und wie es rein betriebswirtschaftlich weitaus klüger wäre, der Bau des Kraftwerks in nächster Zeit nicht in Angriff genommen werden, so muss die TIWAG trotzdem bluten. Sie muss nämlich den Österreichischen Bundesbahnen für deren Verzicht auf die Nutzung der Ötztaler Ache im Bereich Tumpen – unabhängig davon, ob „ihr“ Kraftwerk gebaut wird oder nicht (!) – jährlich 100 (!) Gigawattstunden Bandstrom liefern, siebzig Jahre lang (!) und zwar zu einem Fixpreis, der unter jenem auf dem internationalen Strommarkt liegt! Das heißt, die TIWAG wird ab 2018 die ÖBB subventionieren. Nicht zu knapp.
So etwas kann auch nur zwei Energiekapazundern wie Bruno Wallnöfer (TIWAG-Vorstandsvorsitzender) und Günther Platter (TIWAG-Eigentümervertreter) einfallen.
Die ganze Vorgeschichte dazu:
Die TIWAG hat Geld zum Saufuttern - Am Beispiel Projekt Tumpen-Habichen
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Special-Service der tiwag.org für die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte von Oetz und Umhausen:
Hier gibt es den „streng vertraulichen“ Sideletter nachzulesen, dem Sie ohne Kenntnis des Inhalts zugestimmt haben: „Rahmenvertrag“
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