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Bei Leserbriefen ist es wie bei anderen Briefen auch. Es gibt normal (Schneckenpost) und express.
Die Leserbrief-Schlag-Seite der Tiroler Tageszeitung [26.05.2011]
An den vergangenen beiden Samstagen ist in der Tiroler Tageszeitung je ein Leserbrief zum Thema Lebenshilfe erschienen. Zuerst einer von Karin Huber, der Mutter eines schwer behinderten Sohnes, hinter der die lebenshilfekritische „Plattform“ steht, eine Woche später einer von Paul Barbist, dem Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol, hinter dem ein dickes Fragezeichen steht.
Die Wege, welche die beiden Meinungsäußerungen bis zu ihrem Abdruck im sogenannten „Leserforum“ zurückzulegen hatten, könnten unterschiedlicher in der Länge und in der Beschaffenheit nicht sein. Der Leserbrief von Herrn Barbist erschien einen Tag nachdem er eingebracht worden war, der von Frau Huber ebenfalls einen Tag plus drei Wochen, nachdem er in der TT eingelangt war. Während Hubers lebenshilfekritischer Brief von ca. 105 Zeilen auf 75 heruntergekürzt wurde, wurden Barbists lebenshilfebejubelndem 105 Druckzeilen eingeräumt. Seiner wurde als Aufmacher auf der Leserforum-Seite platziert, ganz oben, mit Foto als Eyecatcher, als Fünfspalter mit doppelt so großer Titelschrift wie Frau Hubers Brief, der, von anderen Artikeln eingezwängt, im Mittelfalz gelandet war.
Der Leserbrief der „Plattform Menschliches wieder möglich machen“ war nicht nur gekürzt, sondern auch stark zensuriert worden. Aus „die unmoralischen Gehälter der beiden Geschäftsführer“ mussten „die Gehälter der beiden Geschäftsführer“ werden, von „ihre empörenden Gehälter von jeweils mehr als 11.000 Euro“ an anderer Stelle blieben überhaupt nur mehr „ihre Gehälter“ übrig, und die wirklich „sittenwidrigen Verträge aus der Ära Zobl“ wurden zu „anstößigen“ verharmlost. Grad so, als hätte Herr Barbist auch hier schon, am lebenshilfekritischen Leserbrief, selbst oder via TT-Chefredaktion mitgewirkt.
Der Original-Leserbrief von Karin Huber ist hier nachzulesen.
Es war ein dreiwöchiger Kampf, bis endlich wenigstens der zensurierte Leserbrief der Plattform am 14. Mai erscheinen konnte. Die Leserbrieftante der TT hat sich gedreht und gewendet, wie es nur ging, wie man jetzt ahnt, wohl mit dem Chefredakteur Mario Zenhäusern (Hauptwerk) ständig im Rücken.
Bei Magister (?) Barbists Leserbrief dagegen ging’s ganz flott. Er hat dessen Abdruck über die Leserforumtante hinweg direkt mit Zenhäusern ausgemacht und diesem persönlich dann am Freitag (20.5.) seinen Text vorbeigebracht, der ihn bereits am nächsten Tag (21.5.) trotz darin enthaltener Unwahrheiten groß ins Blatt gerückt hat. Einen Ablauf, den der Herr Chefredakteur auf meine Anfrage hin auch gar nicht mehr bestreiten will oder kann.
So machen wir das in Tirolistan!
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