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Brauner Dreck im Weißen Rössl:
Was man der Staatsanwaltschaft alles erzählen kann [08.05.2018]
Vor ein paar Wochen wurde hier auf ein Hitlerbild im Hergottswinkl dieses Traditionsgasthauses in der Innsbrucker Altstadt hingewiesen, das sich dort auf der Rückseite eines rösslstubentypischen Heimatschinkens befindet.
Das Ermittlungsverfahren dazu wurde jetzt eingestellt, weil …, ja, weil der Wirt des Weißen Rössl der Polizei eine nette Geschichte erzählt hat, wie die Staatsanwaltschaft mir eben mitteilt:
Kurz nach Veröffentlichung Ihres Beitrages wurde das Bild sichergestellt, wobei bei dieser Gelegenheit in allen Räumlichkeiten Nachschau gehalten wurde und die Rückseiten aller Bilder kontrolliert wurden. Weitere bedenkliche Gegenstände konnte nicht vorgefunden werden. Das Gemälde mit dem Hitler-Porträt auf der Rückseite war - im Unterschied zu den anderen Bildern - am unteren Bilderrahmen mit einem Nagel an der Wand fixiert. Herr Plank gab an, zu wissen, dass sein Vater das Gemälde vor mehreren Jahrzehnten erworben hat, wobei die Rückseite mit weißer Farbe übermalt war. Sein Vater habe damals die Farbe entfernen lassen, weil er wissen wollte, was sich darunter verbirgt. Dabei sei das Hitler-Porträt zum Vorschein gekommen. Nachdem Herr Plank den Betrieb seines Vaters übernommen hatte, wurden die Räumlichkeiten renoviert und sämtliche Bilder - auch das gegenständliche - von einer Sachverständigen geschätzt. Herr Plank gab an, das Bild dann wieder aufgehängt, aber - wegen des Porträts auf der Rückseite - mit einem Nagel fixiert zu haben, damit es nicht einfach abgenommen und umgedreht werden kann. Er könne sich nicht erinnern jemals gesehen zu haben, dass das Bild abgenommen und hergezeigt worden sei. Auch der Geschäftsführer des Restaurants wusste davon nichts. Dafür dass, wie in ihrem Artikel vermutet, das Bild zu bestimmten Anlässen oder in bestimmten "geselligen" Runden umgedreht und auf den Sims der Wandtäfelung gestellt werden würde, haben sich sohin keine Beweise ergeben. Aufgrund der Nagels mit dem das Bild an der Wand fixiert war, wäre dafür auch Werkzeug notwendig.
Wahr ist, wie mir der Fotograf dieses Bildes jetzt noch einmal versichert, dass das Bild eben nicht „am unteren Bilderrahmen mit einem Nagel an der Wand fixiert“ war. Er hat es ohne Zuhilfenahme eines Werkzeugs abhängen und umdrehen können. Ein Nagel „am unteren Bilderrahmen“ ist auch auf seinem Foto nirgendwo zu erkennen:
Es haben sich übrigens nach Veröffentlichung der Hitlerbild-Geschichte mehrere Zeugen gemeldet, die das Hitlerbild in der Rösslstube selbst gesehen oder davon gehört haben.
Ein weiterer Informant hat mir ein Foto von einem aufrechten, in der Wolle gefärbten, tiefbraunen, täglich hitlergrüßenden Murmeltier zukommen lassen, das er im kleinen Innenhof des Gasthofs „Weißes Rössl“ gemacht hat, der zumindest von Lieferanten und dem rauchenden Personal des Hauses frequentiert wird.
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Wer sich mit der Erklärung des Herrn Plank und mit der Einstellung der staatsanwaltlichen Ermittlungen nicht abfinden mag, ist eingeladen, hier anonym Mitteilungen über eigene Wahrnehmungen und Hinweise zu hinterlassen:
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