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Wie der Tourismus alles verramscht - am Beispiel „Ötztaler Radmarathon“ [21.08.2017]
Massentourismus, wie er in vielen Teilen Tirols wütet, ist Verkauf. Verkauf von allem und jedem, was verkaufbar ist. Er greift sich Natur („Gletscherehe“), Tradition („Korbflechten in der Fußgängerzone“), Geschichte („Hannibal“), vergreift sich daran; verwurstet es - oder missbraucht es mindestens als Etikett für irgendeine Kommerzscheiße. Wir sind beim Touristenrummel, der sich Ötztaler Radmarathon nennt und in Teilen Tirols und Südtirols sich zur Land- und Straßenplage ausgewachsen hat.
„Ich habe einen Traum“, sagte der große amerikanische Bügerrechtler und Friedensnobelpreisträger Martin Luther King, Kämpfer gegen die Rassentrennung in den USA, in seiner berühmten Rede 1963 beim Marsch auf Washington. „Ich habe einen Traum“, sagte er dort vor 250.000 Menschen, dass sich eines Tages die Überzeugung durchsetzen werde, dass alle Menschen gleich erschaffen sind. „Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt.“
Für diesen Traum ist Martin Luther King gestorben, im April 1968 in Memphis einem rassistischen Attentat zum Opfer gefallen.
Und jetzt kommen unsere Werbefuzzis daher, ohne Bildung und ohne Scham, haben irgendwann irgendwo einmal irgendetwas gehört von „Ich habe einen Traum“, Worte, die eigentlich nur hin zur Geschichte des Antiapartheitkampfes führen können (eines Kampfes, der, wie man gerade sieht, auch in Amerika noch lange nicht zu Ende gekämpft ist), von den Fuzzis aber zum Werbeslogan für ihren Kassenfüller heruntergenudelt werden.
Gedankenlos. Geschichtslos. Geschmacklos. Rücksichtslos. Pietätlos.
Der Traum Martin Luther Kings verhöhnt und der Kampf gegen den Rassismus ausgebeutet für massentouristische Bespaßung: seit 15 Jahren. Auch 2017.
Forum
NS. Und noch eins drauf:
Der „Ötztaler Radmarathon“ führt heuer offenbar bis nach Kalifornien.
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