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Wie tief man fallen kann, wenn man in der Politik hoch steigt
Es könnte hier genauso gut um Grüne gehen, die früher viel grüner waren, um die Sigrid beispielsweise oder die Ingrid, aber es lässt sich auch schön an einer mehr als dunkelschwarzen Politikerin wie der Patrizia zeigen, wie tief hinab der Weg hinauf führen, wie jemand im wahrsten Sinn des Wortes sein Gesicht verlieren kann.
Sie ist umgefallen
Bevor Patrizia Zoller-Frischauf 2008 ÖVP-Landesrätin wurde, war sie Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer, zuvor Vizepräsidentin des ÖVP-Wirtschaftsbundes. Noch zehn Jahre früher war sie Aktivistin der „Arbeitsgemeinschaft Tiroler Atomgegner“. Ja, doch! Sie war Teil einer engagierten Truppe, die auf Kundgebungen auftrat, Demonstrationen durchführte, Flugblätter produzierte und sogar ein Informationsblatt herausgab. Die ARGE Tiroler Atomgegner, die sich regelmäßig in einem Innsbrucker Altstadtlokal traf, wandte sich damals, Ende der 80er Jahre, gegen erneute Aufsperrversuche von Zwentendorf, gegen die Atomgeschäfte der TIWAG mit süddeutschen AKW-Betreibern, gegen die drohende Zwangsmitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom, gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage im bayrischen Wackersdorf, gegen ein mögliches Atommülllager in Österreich und anderes mehr.
Als ich im Föhn unter dem Titel „Stromkolonie Österreich“ (1989) verschiedene Machenschaften der TIWAG beschrieben habe und vom Vorstand mit Einwilligung des Landes Tirol als deren Eigentümer geklagt worden bin, hat die Patrizia mir vor einem Tisch voller Zeugen ihre übergroße Bewunderung für diese Recherche und den Mut, mich gegen die so mächtige TIWAG zu stellen, ausgedrückt.
Auf diese ihre Vergangenheit habe ich Jahre später, als genau diese TIWAG eine nie dagewesene Kraftwerksoffensive gestartet hatte und Zoller-Frischauf gerade Vizepräsidentin der heftig mitagitierenden Tiroler Wirtschaftskammer geworden war, in einem Mail an sie Bezug genommen.
Wie kann man nur so degenerieren?
Zu dieser Zeit freilich hatte Zoller-Frischauf längst die Seite gewechselt, war in die High Society und – schlimmer – in den Inner Circle der ÖVP abgekippt. Folgerichtig holte Günther Platter sie 2008 in die Landesregierung.
Als Pappfigur, die sie war und als die sie sich offenbar selbst sah, hat sich Patrizia Zoller-Frischauf von der ÖVP zur Landtagswahl 2013 in Innsbruck aufstellen lassen. Umgefallen war sie da längst schon.
Vorher schon, 2012, hatte ich ihr höchst unfreiwillig in den Aufsichtsrat der TIWAG verholfen, als Nachfolgerin eines gewissen Christian Switak, der wegen irgend so einer Affäre zurücktreten hatte müssen. Plötzlich war sie dort stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, um in dem „maßgeblichen Gremium“ endlich ihre Meinung kundzutun. Nein, um dort alles abzunicken, was der Vorstandsvorsitzende Bruno Wallnöfer und Aufsichtsratspräsident Ferdinand Eberle längst ausgeklüngelt hatten.
Dafür darf sie bis heute und auch noch weiterhin dort sitzen.
Knieweich, eingeknickt, null Standfestigkeit: ein Bild sagt mehr als viele Worte
25.5.2021
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