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Wie Hans Peter Haselsteiners „väterlicher Freund“ seine Mutter besuchte und dabei von der italienischen Staatspolizei beschattet wurde
Hans Peter Haselsteiner, das weiß man inzwischen, das ist der, der den Brand in Erl mit Benzin zu löschen versucht hat, was ihm ganz schlecht bekommen ist, dem Brand, und erst recht dem Haselsteiner, der, gerühmt als Bau-Löwe, jetzt leider mit dem Kultur-Loebe dort weitermachen muss; über den und seine Frau Mutter ist noch ein Geschichtchen zu erzählen, eines noch.
Eduard Wallnöfer, Jahrgang 1913, kannte Herma Haselsteiner, Jahrgang 1916, schon lange bevor er 1949 Landesrat wurde. Insbesondere als er 1963 zum Landeshauptmann aufstieg, unterstützte er heimlich die sogenannten „Südtirol-Aktivisten“, die u. a. mittels zahlloser Terroranschläge die Wiedervereinigung dieses Landesteiles mit Österreich herbeiführen wollten. Wallnöfers Sympathisieren war der italienischen Staatspolizei nicht unbekannt geblieben. Umgekehrt war offenbar das dem Wallnöfer wiederum nicht bekannt.
Herma Haselsteiner (1916 – 1982)
Hans Peter, geboren 1944, einziges Kind der Herma Haselsteiner, zu dieser Zeit Handarbeitslehrerin in Wörgl, später dank ihrer guten Kontakte ins Landhaus Landesschulinspektorin für Werkerziehung und Hauswirtschaftslehre, entwickelt in dieser Zeit eine enge Beziehung zum Landeshauptmann, bezeichnet sich später gar „als Schützling von Eduard Wallnöfer“ (Die Presse, 29.3.2014).
Herma Haselsteiner hat von ihrer ledigen Großtante Anna Ott nicht nur die Wohnung in der Speckbacherstraße 23 und das Anwesen in Amras, das ihr beim Autobahnbau großzügig abgelöst wird, geerbt, sondern auch die Liegenschaft in Bozen-Moritzing, wo sie sich seit Mitte der 60er Jahre hauptsächlich aufhält und wo Hans Peter Haselsteiner heute seinen Wohnsitz hat.
Moritzing heute: Weingut, Villa, Swimmingpool, Hubschrauberlandeplatz
„Landeshauptmann Wallnöfer war ein wirklich väterlicher Freund zu mir.“
Hans Peter Haselsteiner (Siemens Academy of Life, 12.11.2008)
Ab 1964, nach der Ermordung eines Carabinieri im Pustertal und des Luis Amplatz im hinteren Passeiertal, schaukeln sich Terror und Gegenterror erneut gegenseitig hoch, Sprengungen, Bombenanschläge, Schießereien, und häufen sich insbesondere im Sommer 1966. Kein Wunder, dass auch Eduard Wallnöfer, von dem bekannt war, auf welcher Seite er stand, unter besonderer Beobachtung der italienischen Polizei war, schon gar, wenn er sich nach Südtirol begab. Es ist anzunehmen, dass er zumindest ab dem Brenner, viel eher aber schon von Innsbruck weg, stets vom Geheimdienst unauffällig begleitet wurde. Und so ist auch ein Ausflug nach Bozen Ende August 1966 und ein Besuch der überwachten Zielperson Herma Haselsteiner von der Bozner Quästur registriert und für das Innenministerium in Rom dokumentiert worden.
Die italienische Staatspolizei hat einen Akt über Herma Haselsteiner, seit 1965 eben auch in Moritzing wohnhaft, angelegt, und so gerät auch Eduard Wallnöfer in ihre Fänge, in die der Staatspolizei.
Wenn Hans Peter Haselsteiner in der Biografie über ihn 2014 schreiben lässt: „Der legendäre Landeshauptmann Eduard Wallnöfer war ein Freund der Familie“, dann heißt das übersetzt, dass er ein Freund einer Alleinerzieherin und ihres Sohnes war. In der Innsbrucker Veranstaltungsreihe „Zeitzeugen im Gespräch“ bezeichnet Haselsteiner 2013 seine Mutter als „Gesprächspartnerin vom Walli“ und diesen zum wiederholten Male als seinen „väterlichen Freund“.
Stellt sich die Frage: Wenn Wallnöfer für Haselsteiner der „väterliche Freund“ gewesen ist, als was hat Wallnöfer dann umgekehrt den Haselsteiner gesehen?
Der uns vorliegende Bericht der Questura di Bolzano vom 26. Oktober 1966, der ans Innenministerium in Rom geht und dort auch an die Abteilung für vertrauliche Angelegenheiten, bezieht sich offenbar auf ein Schreiben vom 1. September desselben Jahres. Demzufolge hat Wallnöfer die „genannte Dame“ wohl Ende August besucht.
Übersetzung: In Bezugnahme auf den Bericht vom 1. September Nr. 004882/Cab., in dem diese Behörde Bericht erstattet hat über den ausgeführten Besuch des Landeshauptmannes Doktor E.W. bei der oben in dieser Angelegenheit genannten Dame, führt man weiters aus, dass dieselbe Musiklehrerin aus dem Ort Wörgl kommt und in dieser Stadt seit 14.4. 1965 wohnt. Diese Lehrerin hat im Jahr zuvor einen Weinberg von 3,5 Hektar geerbt und ein Bauernhaus in der Straße S. Maurizio Nr. 50, wo sie wohnt.
In der Vergangenheit hatte die oben Genannte in Wörgl einen Chor, „Haselsteinerchor“ genannt, welcher einen bemerkenswerten Erfolg außer in Österreich auch in anderen europäischen Ländern erzielt hat.
Die oben genannte Ausländerin hat viel Bestätigung im musikalischen Bereich erhalten und große Erfolge in Österreich gefeiert, und wurde sehr beachtet auch von politischen Persönlichkeiten jenes Staates.
Die Haselsteiner zeigt ein moralisch und zivil gutes Verhalten und ist in ihrem früheren Verhalten nicht negativ aufgefallen. Sie interessiert sich nicht für Politik. Genießt öffentliche Wertschätzung.
Die Inhaberin eines PKW „Citroen“ mit der Nummer T.131.194 (A) hält sich gelegentlich auch in Wörgl auf, wo sie einige Besitztümer hat.
In einem anderen Schreiben im selben (unvollständigen) Akt, das von der Abteilung für Öffentliche Sicherheit im Innenministerium in Rom am 10. Jänner 1967 auch an das Polizeipräsidium in Bozen geht, ist von einem weiteren Besuch Wallnöfers, des Governatore del Tirolo, bei Herma Haselsteiner in der „Via S. Maurizio n. 50“ am 25. Oktober 1966 die Rede.
Wer weiß, was die italienische Polizei sonst noch so zusammengetragen hat über Hans Peter Haselsteiners Mutter und seinen väterlichen Freund.
4.2.2020
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