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Die Lebenslüge der Frau Magister Ulli Haselsteiner

Es gibt da die schöne Legende, wonach Ulrike „Ulli“ Haselsteiner von einer Wagner-Aufführung in Erl und von Gustav Kuhn so begeistert gewesen sein soll, dass sie ihren Mann dorthin geschleppt und mit dem von ihr bis heute verehrten Maestro bekannt gemacht haben soll. Was im Endausbau der Festspiele jene Folgen hatte, welche die Öffentlichkeit und die Gerichte seit bald zwei Jahren beschäftigen. Und auf diesem Wege kommt auch die gute Frau Magister Haselsteiner in unsere unendliche Erl-Geschichte.

Ich hatte nie das Bedürfnis, mich mit Herrn Haselsteiner und seinem Umfeld zu beschäftigen. Er war es, der sich mir aufgedrängt hat durch die von ihm in Gang gesetzte Klagsflut gegen mich. So soll es denn sein und soll er haben, wonach ihm offenbar so sehr ist.




Landesrätin Beate Palfrader, Hans Peter Haselsteiner, Ulli Haselsteiner


Hans Peter Haselsteiner aus Wörgl und Ulli Lerchbaumer aus Spittal an der Drau hatten sich während ihres Studiums in Wien kennen gelernt. Sie ist die Tochter des Anton Lerchbaumer, der nach dem Tod von Franz Isola 1968 Chef der gemeinsamen Baufirma Isola & Lerchbaumer, der späteren IL-BAU, wird. 1972, noch während ihres Studiums, bringt sie Haselsteiner, bis dahin als Revisionsassistent in einem Steuerberatungsbüro in Wien beschäftigt, im elterlichen Unternehmen unter. Sie selbst soll nach dem Wunsch ihres Vaters das Studium am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Hochschule für Welthandel mit einer Diplomarbeit bei Professor Alois Brusatti und mit dem akademischen Titel einer Magistra (damals: Magister) abschließen. Der Einfachheit halber wählt sie als Thema die Geschichte der familieneigenen Firma.

Und weil es noch viel einfacher als nur einfach geht, lässt Ulli Lerchbaumer sich „ihre“ Diplomarbeit von einem Mitarbeiter der Isola & Lerchbaumer KG schreiben.




Ehrenwörtliche Erklärung von Ulrike Lerchbaumer auf dem Deckblatt „ihrer“ Diplomarbeit


Ich hatte im vergangenen Sommer gerüchteweise aus Kärnten davon gehört und es ist mir nach einigen Irrwegen zuletzt gelungen, den Ghostwriter ausfindig zu machen und ihn sogar zum Reden zu bringen.


* * *


Ulli Haselsteiner hat ihre Diplomarbeit – wie man heute sagen würde – outgesourct

Interview mit dem Verfasser Johannes M. Vilanek


M.W.: Hat Ulli Haselsteiner ihre Diplomarbeit selbst geschrieben?

Vilanek: Nicht ein Wort!


Das heißt, Sie haben die Diplomarbeit von Ulrike Lerchbaumer von A - Z verfasst?

Ja. Selbst die vorab einzureichende Disposition habe ich ihr in einem 140 cm langen Fernschreiben von der Buchbinderei Schwab in der Reichenauer Straße aus an eine Adresse nach Wien geschickt, mit der sie dann zum Professor Brusatti marschierte und dazu die Genehmigung einholte und auch bekam! Ich war fassungslos, dass Brusatti diese „Fahnen-Disposition“ nicht hinterfragt hat!


Haben Sie noch Ihre „Disposition“ von damals, die Sie beim Schwab nach Wien geschickt haben?

Diese Disposition von mir liegt in einem der beiden Ordner.
Von diesem Manus hat die Schwab-Sekretärin in der Reichenauer Straße den Telex-Lochtext geschrieben, der dann über den Fernschreiber nach Wien gelaufen ist. Einzig diese 140 cm lange „Loch-Fahne“ habe ich nicht. Es gab damals ja noch keinen Kopierer außer dem teuren Xerox beim Zöttl für zwei Schilling je A4-Seite.


Konnten Sie die Diplomarbeit in Ihrer normalen IL-Bau-Arbeitszeit schreiben oder haben Sie das hauptsächlich in Ihrer Freizeit gemacht?

Ich habe diese Diplomarbeit während meiner Arbeitszeit in den IL-BAU-Büros Innsbruck und Spittal mit täglichen Überstunden, auch an Samstagen und Sonntagen, erarbeitet und durfte laut Vereinbarung mit Toni Lerchbaumer in meinen monatlichen Tätigkeitsberichten nur die Normalstunden und ohne Standort Innsbruck oder Spittal eintragen sowie ohne Reisespesen und ohne Kilometer-Geld etc., damit meine Bewegungen zwischen den Büros Innsbruck und Spittal nicht auffallen.


 



Beispiel für die Entstehung der Auftragsarbeit: erste handschriftliche Fassung des Ghostwriters (oben links), Übertragung in Maschinschrift durch denselben (oben rechts) und Reinschrift in der gebundenen Diplomarbeit (unten)


Anfangs glaubten Sie ja noch, Ulli Lerchbaumer nur zuarbeiten zu müssen. Und erst später hat sich herausgestellt, dass Sie die Arbeit für die Studentin zur Gänze verfassen müssen? Stimmt das so?

Ja.


Wie lautete der Auftrag bezüglich der Diplomarbeit an Sie?

Am 9. Oktober 1972 mündlich: „Ob ich ihr bei ihrer Diplomarbeit helfen kann.“ Am 3. Mai 1973 bekam ich von Toni Lerchbaumer, ihrem Vater, in meinem Büro in Innsbruck den mündlichen Chef-Auftrag dazu mit allen Anweisungen zur Vergütung durch Bauarbeiten bei unserem Haus in Seeboden und dem ausdrücklichen Verbot, dass diese „Leistungen“ mit Überstunden, Fahrtspesen, Mautspesen, Reisekostenspesen etc. auf meinen Tätigkeitsberichten aufscheinen und so dem Gehaltsverrechner und dem Personal in der Zentrale in Spittal am Egarterplatz bekannt werden.






Sogar die Beistrichfehler aus der ersten Rohfassung des Ghostwriters finden sich noch in der eingereichten und angenommenen Diplomarbeit.


Und hatten Sie einen Abgabetermin?

Nein, keinen. Aber: „bald“, weil der Vater seine Tochter den Haselsteiner erst heiraten lässt, wenn sie ihr Studium mit dem Magisterium abgeschlossen hat.


Wieviel hat Hans Peter Haselsteiner mitbekommen von Ihrer Autorenschaft der Diplomarbeit?

Haselsteiner hat mich in meinem Dachboden-Bürokammerl im Firmenbürogebäude Spittal zweimal besucht, dabei nicht gegrüßt und mir nicht die Hand gegeben und nur nachgefragt, wie weit ich mit meinen Arbeiten bin und ob ich bis Herbst fertig sein werde?
Dann ist er wieder grußlos verschwunden.


War er voll im Bilde?

Er war. Termin Herbst wie gesagt, weil Ullis Vater sie erst „nach dem Abschluss ihres Studiums - und keine Stunde früher“ heiraten ließ, wie er mir ja bei seinem Auftrag im Innsbrucker Büro 1973 mitgeteilt hat.


Welche Vergütung Ihrer (!) Diplom-Arbeit war Ihnen zugesagt worden von Ullis Vater?

Toni Lerchbaumer hat mir vorgeschlagen, alle über das Gehalt anfallenden Überstunden, Samstag- und Sonntagsdienste und alle namenhabenden Spesen bei den mit ihm besichtigten und noch fehlenden Bauarbeiten bei unserem Haus in Seeboden abzugelten: beim Zaunsockel mit zugehörigem 60 cm hohen Jägerzaun an den Grenzen Ost, Süd und West und beim Planieren der südlichen ebenen Wiese mit einigen Fuhren Humus.


Also kein Geld, sondern Mithilfe der IL-Bau bei Ihrem Haus?

Kein Geld, aber Abgeltung mit den von Ullis Vater mit mir besichtigten restlichen Bauarbeiten.


Und was geschah dann nach dem plötzlichen Tod Anton Lerchbaumers, als Haselsteiner zum Chef der IL-Bau aufgestiegen war?

Da wurde ich ja nach Haselsteiners Übernahme der Firma ins Büro nach Spittal bestellt. Er fragte mich, ob der Aufwand für meine Arbeiten an der Ulli-Diplomarbeit bereits ausgeglichen sei, wie hoch die Kosten sind und was Anton Lerchbaumer mit mir vereinbart hatte. Haselsteiner zog alle meine Aussagen dazu in Zweifel, weil es keine Zeugen dazu gab und nach den Anordnungen von Anton Lerchbaumer geben durfte. Dennoch wusste auch Haselsteiner, dass alle etwa 30 von mir in Spittal nach Quellen bedrängten Abteilungsleiter und weitere 20 bis 30 Bauleiter auf den ARGE-Baustellen, denen ich mit meinen Fragereien und den erbetenen Notizen auf den Wecker ging, sowie deren „Knechte“, die die Arbeit dazu in den Archiven mit dem Suchen und Zusammenstellen hatten, und damit weitere 50 bis 60 Personen im Firmenumkreis Kenntnis hatten, worum es hier geht. Alle diese Leute und der Tratsch wussten genau Bescheid, was da läuft.


Es gibt im Anhang der Diplomarbeit vierzehn ganzseitige Tabellen, auf welche im Text häufig verwiesen wird. Haben Sie diese erstellt und auch gezeichnet?

Ja, alle diese Tabellen beruhen auf den von mir erhobenen Quellen, und dies habe ich grafisch dargestellt und alles selbst in Tusche gezeichnet.








Von oben nach unten: Skizze des Firmenaufbaus durch den Ghostwriter, Reinzeichnung durch denselben, idente Wiedergabe des Organigramms in der Diplomarbeit


Haben Sie die Daten dafür selbst erhoben bzw. recherchiert?

Ja, um alle diese Daten musste ich kämpfen, weil dies eine Zusatzarbeit für die Angestellten war, aber daher gab es in der Zentrale Spittal keinen Mitarbeiter, der nicht wusste, daß ich die Diplomarbeit für die Ulli mache.


Ich nehme an, dass es Ihre Schrift ist, die sich auf den Bene-Ordner-Rücken befindet. Ja?

Ja, so ist es!


Sind Sie im Besitz einer Rohversion Ihrer Diplomarbeit oder gar eines Durchschlags der eingereichten Endversion?

Teile der Rohversion liegen noch in den Ordnern. Die gesamte Arbeit mit Texten, Schaubildern, Diagrammen und Tabellen hat Ulli von mir im IL-BAU-Büro Spittal zur Reinschrift der Diplomarbeit nach Wien mitgenommen.


Ulrike Lerchbaumer hat ein gebundenes Exemplar ihrer Arbeit bzw. Ihrer Arbeit bei Ihnen im Büro vorbeigebracht. Ist das richtig?

Ja, am 21. November 1973 die „Kopie 2“ mit ihrer handschriftlichen grünen Kugelschreiber-Widmung auf einem Schmierzettel, den sie auf meinem Schreibtisch vorfand. Bei der Hinterlegung ihrer Diplomarbeit in meinem Innsbrucker Büro im November 1973 war ich nämlich nicht anwesend.


Haben Sie von Frau Lerchbaumer außer diesem „Schmierzettel“ im Innsbrucker Büro eine Anerkennung oder Belohnung erhalten?

Nein, nichts, gar nichts, „nicht einmal einen feuchten Schas“, wie sich Ulli mir gegenüber immer wieder salopp, aber bestimmt geäußert hat.


Wie viel hat Ulrike Lerchbaumer zu ihrer Diplomarbeit beigetragen?

Außer den Besuchen bei mir in den Büros in Innsbruck und in Spittal gar nichts. Sie hat mich einmal zur Handelskammer Kärnten begleitet, damit ich als nicht Eigentümer-Verwandter in die dort archivierten Firmendaten ab 1926 Einsicht bekomme.


Wo haben Sie Ihre Arbeit geschrieben?

Im IL-Bau-Büro in Innsbruck und in einem IL-Bau-Bürokammerl im Dachgeschoß der Zentrale in Spittal.


Waren Sie dafür vom Betrieb freigestellt?

Ja und nein, weil ich dem Leihvertrag an die Landesbaudirektion Tirol und Hofrat Feist weiterhin nachkommen musste, wenn dies nötig war. Feist kannte natürlich diesen Deal zwischen Toni Lerchbaumer und mir, weil ich ihm davon erzählte.


Was hatten Sie für Unterlagen?

Nichts außer den Unterlagen, die ich bereits für meine „IL-BAU-AG-Firmendokumentation“ zusammengetragen und dort komprimiert auf drei bis fünf Seiten dokumentiert hatte.


Haben Sie die Daten über das Unternehmen selbst recherchiert?

Ja, ausschließlich alleine und ohne jede Mithilfe von Ulli, so wie dies in den beiden Ordnern und in den Schriftstücken vorliegt. Jeder von mir dazu angesprochene Abteilungsleiter, die Chefingenieure, deren Mitarbeiter sowie die Abteilungsleiter für die Gehalts- und Lohnverrechnung, für den Bauhof, für die ARGEN und für die Tochterunternehmen wussten davon, weil ich ja immer wieder lästig sein musste.




Einer der beiden Ordner des Ghostwriters mit den Erstfassungen der verschiedenen Kapitel für die bei ihm bestellte Diplomarbeit. Entlehnscheine der Universitätsbibliothek weisen auf intensives Quellenstudium hin (hier).


Wann haben Sie Ihre Arbeit abgeschlossen?

Im Herbst 1973.


War das dann ein mit Schreibmaschine geschriebenes Manuskript?

Ja, so wie meine in den Ordnern zu einzelnen Kapiteln bereits vorliegenden Zusammenfassungen.


Inwiefern ist Ihnen Ulrike Lerchbaumer bei dieser Arbeit unterstützend zur Seite gestanden?

Außer durch telefonische oder persönliche Urgenzen überhaupt nicht.


Hat sie Literatur für Sie herangeschafft?

Nicht eine Seite. Alle meine Literatur und meine Quellen sind in den beiden Ordnern. (hier)


* * *

Klassischer „Wissenschaftsbetrug“

Diplomarbeit heißt, dass man durch Arbeit zu einem Diplom kommt. Gemeint ist: durch eigene Arbeit. Ulli Lerchbaumer aber hat einen Ghostwriter angeheuert, einen Auftragsschreiber. Sie hat keine selbstständige Leistung gemäß den Vorgaben der Universität erbracht, mehr noch: fremdes Gedankengut als eigenes verkauft. Dies gilt im akademischen Umfeld als Betrug, als Wissenschaftsbetrug. Der deutsche Hochschulverband fordert schon lange, diesen als Tatbestand ins Strafgesetzbuch aufzunehmen und mit Gefängnis bis zu zwei Jahren oder mit einer Geldstrafe zu ahnden.




Mag Ulli Haselsteiner sich ihren akademischen Titel auch erschwindelt haben, die Politiker katzbuckeln trotzdem vor ihr: Verleihung des „Großen Tiroler Adler Ordens“ 2015 durch den Landeshauptmann und den Landtagspräsidenten von Tirol


Ulli Haselsteiner hat den Magister-Titel, den sie führt, unrechtmäßig erworben. Beschafft. Er findet sich in vielen amtlichen Dokumenten, in unzähligen Verträgen rund um ihre eigenen Unternehmen und in Firmenkonstrukten des Haselsteiner-Imperiums. Ich bin schwer dafür, dass ihr dieser Titel nicht aberkannt wird, sondern als Titel der Schande ewig an ihr, an ihrem Namen haften bleibt, als Punze, als für alle sichtbares Zeichen ihrer Lebenslüge.
Die Wirtschaftsuniversität Wien, vormals Hochschule für Welthandel, mag das anders sehen.





Ich habe Ulli Haselsteiner vor Wochen über drei verschiedene Kommunikationskanäle insgesamt viermal schriftlich (auch über ihren Anwalt, auch per Post) um eine Stellungnahme zum Vorwurf, dass nicht sie, sondern ein Angestellter der elterlichen Firma „ihre“ Diplomarbeit verfasst haben soll, gebeten. Sämtliche Anfragen sind bis heute unbeantwortet geblieben.


24.10.2019



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