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35 Euro Tagesgage für Orchestermusiker, während der Herr Festspielpräsident sowohl in Saus als auch in Braus lebt
Bis Anfang 2018, das heißt, bis zu meinem ersten Artikel über die Zustände in Erl, zahlten die Festspiele „Gagen“ von 35 Euro pro Tag an die unterste Kaste der Orchestermitglieder, die sogenannten Tuttimusiker. Und das bei bis zu acht, zehn und mehr Stunden an Proben und Aufführungen. Es war damals noch die Rede von Skandal-Gagen von 36 Euro pro Tag. Das ist zu korrigieren: Es waren 35.
Der Beweis ist da!
Auflistung durch den Orchester-Manager Vladimir Dejko, der selbst 100 Euro pro Tag kassiert.
Ganze Aufstellung ansehen (DD = Doppeldienst = Zuschlag für einen zweiten Einsatz an ein und demselben Tag, der aber nur bezahlt wird, wenn nicht ohnehin alle einen Doppeldienst haben)
Zimmermädchen, Aufräumerinnen, Putzhilfen, die samstags zum Urlauberwechsel nach Sölden, Ischgl, Neustift kommen, erhalten 15 Euro und teilweise mehr. Pro Stunde. Ungelernte Aushilfskräfte. Zu Recht!
Der Milliardär zahlt(e) Spitzenmusikern, top ausgebildeten, jahrelang in Erl tätigen, 35 Euro. Oft für Tages- plus Abenddienste. Fünf-und-dreißig Euro. Pro Tag.
Sie, die Geigerinnen und Geiger, sind dazu da, seinen Prunk und sein Auftreten zu orchestrieren, damit er, der Herr Festspielunternehmer, aufgeigen kann – als „Mäzen“, als „Kunstfreund“, als „Philanthrop“.
Denn die einen sind im Dunkeln / Und die andern sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht.
(Bert Brecht, Dreigroschenoper)
Der politisch Hauptverantwortlichen, der Landesrätin Beate Palfrader, zugleich Vorstandsmitglied der „Tiroler Festspiele Erl Gemeinnützige Privatstiftung“, wurden, nebenbei gesagt, Monat für Monat, in denen sie nichts gegen die Skandal-Gagen in diesem Gagen-Skandal unternommen hat, 14.200 Euro Steuergeld auf ihr dickes Gehaltskonto gebucht. Vierzehn Mal im Jahr. Derweil kosten sechs (!) Tutti-Musiker zusammen pro Erl-Tag 210 Euro.
Mein Einschreiten hat dazu geführt, dass jetzt etwas höhere Gagen bezahlt werden. Die Frage bleibt, ob die Strabag-Tochter zu Erl den schamlos ausgenutzten, ausgepressten, ausgebeuteten MusikerInnen diesen nun gewährten Aufschlag nicht rückwirkend zumindest für die vergangenen sieben oder zehn Jahre nachzuzahlen hat.
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Im Juni 2019 hat übrigens ein Mitglied des Festspielorchesters eine Anzeige, in der es um das Gagen-Regime in Erl geht, bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. (Die Sachverhaltsdarstellung hat es in sich und liegt uns vor.)
2.7.2019
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