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Wie Helmut Mader (ÖVP) zu einer 188 m²-Gratiswohnung auf Lebenszeit kam
Auf die einmal gestellte Frage, was ihn denn wohl bewogen habe Politiker zu werden, antwortete Mader:
„Ganz einfach, die Möglichkeit, für die Menschen in unserem Lande positiv zu wirken.“
Mader-Büroleiter Heinz Wieser (30.11.2006)
Unerschwinglicher Wohnraum in Innsbruck? Aber geh! Doch nicht für einen hochdekorierten Alt-Zentralbetriebsratsobmann der TIWAG, Alt-ÖAAB-Obmann von Tirol, Alt-Bundesrat, Alt-Landesrat, Alt-Landeshauptmannstellvertreter, Alt-Landtagspräsidenten und Alt-Hypo-Aufsichtsratspräsidenten mit Politikerpension und ASVG-Pension und TIWAG-Betriebspension, zusammen wohl jenseits der 12.000 Euro monatlich.
In Innsbruck, in der Fischnalerstraße 24-26, steht das „Technikerhaus“. Es diente jahrzehntelang als Internat für HTL-Schüler. Bereits Anfang der 60er Jahre hat sich Helmut Mader - nach Abschluss der HTL gleich bei der TIWAG untergekommen - dort eingenistet. Samt Familie.
Durch die nebenberufliche Leitung des Schülerheims anfänglich (ab 1964), sowie die spätere langjährige Obmannschaft beim Trägerverein Technikerhaus herrscht er ziemlich uneingeschränkt über diese öffentlich subventionierte Einrichtung und kann sich auch den eher symbolischen Mietpreis für seine Riesenwohnung auf der obersten Etage mehr oder weniger selbst festsetzen.
1970 wird Mader Bundesrat, 1975 Landtagsabgeordneter, seit 1964 ist er bereits Betriebsrat in der TIWAG, ab 1974 sogar Zentralbetriebsratsobmann und Mitglied des Aufsichtsrates. Und immer wohnt er, jetzt mit drei Söhnen, supergünstig im Technikerhaus, auf 188 m², trotz jetzt zweier richtig hoher Gehälter. Auch noch als er 1987 Klubobmann der ÖVP im Tiroler Landtag wird und 1988 Landesobmann des ÖAAB und 1989 Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter und 1994 Landtagspräsident. Als Obmann des Vereins Technikerhaus (dem zu dieser Zeit auch ein paar Freunde aus dem AAB angehören) hat er quasi mit sich selbst einen Mietvertrag abgeschlossen, der ihm dies ermöglicht. Zu einem Spottpreis. Der letzte derartige Mietvertrag, der den Maders über die 188 m² hinaus auch noch einen zusätzlichen Autoabstellplatz sowie die Mitbenutzung von Waschküche und Garten zusichert, datiert vom August 1988.
Technikerhaus: Uni-Nähe, Klinik-Nähe; Mader-Wohnung letzte Etage, südseitig: freier Blick auf den Inn und auf die Stadt, Gratis-Parkplatz straßenseitig
Wieviel, wie wenig Helmut Mader und Frau, die Söhne sind inzwischen alle ausgezogen, zuletzt tatsächlich Miete bezahlt haben, wollten sie mir nicht sagen. Seit 2009 jedenfalls, der Herr Hypo-Aufsichtsratspräsident (2002 – 2010) bezieht bereits drei dicke Pensionen, bezahlt er dafür gar nichts mehr. Das ist amtlich.
Mader-Gratiswohnung Top 5
Die Gier ist ein Luder, das den Gierigen am Ende selber auffrisst
Hintergrund des ganzen ist vermutlich Helmut Maders Spielsucht. Ja, richtig gelesen. Begonnen hat es mit immer größeren Einsätzen im Lotto, weitergegangen ist es mit immer häufigeren Besuchen im Casino und immer größeren Verlusten, und geendet hat es angeblich mit einer Gehaltspfändung und einer freiwilligen Selbstsperre (wie sogar sein Sohn Gerhard, Rechtsanwalt in Reutte, mir gegenüber bereits am 24.11.2012 eingeräumt hat). Das ist arg, insbesondere für die Familie. Noch ärger ist nur, einen solchen stadtbekannten Zocker an die Spitze der zockenden Hypo Tirol Bank zu setzen.
Schon in den 80er Jahren ein hemmungsloser Glücksspieler: z.B. mit einem Einsatz von über 1100 Schilling im Lotto an einem einzigen Wochenende (im Sommer 1989 als LH-Stellvertreter und Landesrat)
Hier wäre auch davon zu reden, wie Helmut Mader sich von der TIWAG, trotz seines vollständigen Ausscheidens dort im März 1989, weiterhin die Beiträge für die Betriebspension hat einzahlen lassen, viele, viele Jahre lang, in Summe Millionen an Schillingen, höchst illegal. Oder über die Hypo-Gutschein-Urlaube im szt. Hypo-Hotel Schloss Pichlarn. Wie abgehoben der angebliche Sozialpolitiker Mader, der stets den Christen ziemlich weit heraushängen lässt, in Wahrheit ist, hat er in einem kritischen Interview der Tiroler Kirchenzeitung bereits 1993 ziemlich unwirsch kundgetan, als er auf sein damaliges monatliches Gesamteinkommen als ÖVP-Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter von 215.444 Schilling (15.657 Euro) - auf 12 Monate berechnet - angesprochen wurde:
Kirche (Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck), 24.1.1993 Helmut Mader ist auch Träger des Papst-Leo-Preises „für besondere Verdienste um die katholische Soziallehre“
Der Gnadenreiche
Im Technikerhaus untergebracht ist seit Jahrzehnten die katholische Mittelschülerverbindung Ambronia, deren alles bestimmendes Oberhaupt seit Jahrzehnten Helmut Mader ist, Verbindungsnahme Dr. Gracchus (lat. der Gnadenreiche). Wie sinnig! Wie vorausschauend! Aus der Ambronia (gegründet 1906) hervorgegangen ist 1959 der Verein Technikerhaus, wobei die gegenseitige personelle Verflechtung mehr als frappierend ist. Die Funktionäre sind durchwegs und immer schon im tiefschwarzen Bereich anzusiedeln. Das Technikerhaus als Vorfeld des ÖAAB. 2009, der Zeitpunkt, zu dem unsere Geschichte spielt, ist Karl Pischl Präsident des Vereins Technikerhaus und Helmut Mader dessen Obmann. Weiters im Vorstand u.a. die Mader-Söhne Christian und Gerhard.
Insichgeschäfte
Laut seinem Organisationsstatut, das zu dieser Zeit in Geltung ist, ist der Verein Technikerhaus „parteipolitisch unabhängig, arbeitet auf gemeinnütziger Basis und ist daher nicht auf Gewinn gerichtet“.
Im November 2009 gibt es dennoch einen mehr als dubiosen Verkauf einer Erdgeschoßwohnung im Technikerhaus an den Finanzreferenten des Vereins, Anton Schönherr. 62 m² für 10.000 Euro (in Worten Euro fünfundzwanzigtausend).
Und wo steht das Finanzamt, das für eine 62-m²-Wohnung mitten in Innsbruck einen Kaufpreis von 10.000 Euro akzeptiert?
Dieser seltsame Kauf wird bereits im März 2010 rückgängig gemacht, die Wohnung geht um 10.000 Euro (in Worten: Euro zehntausend) wieder in den Besitz des Vereins Technikerhaus über. Vorläufig.
Was für uns aber im Moment interessanter ist: Mit dem Pseudo-Verkauf von TOP 1 an das Vorstandsmitglied Schönherr wird eine Parifizierung des gesamten Gebäudekomplexes Fischnalerstraße 24-26 vorgenommen, deren Zweck in Wahrheit einzig die Überlassung der Riesenwohnung im vierten Obergeschoß an Helmut Mader und Frau ist, gratis und auf Lebenszeit. Per Wohnungsgebrauchsrecht. Dies widerspricht in krassester Weise der gebotenen Gemeinnützigkeit des Vereins sowie dem Vereinszweck, wonach „keine Person durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden darf“. Aber das ist fast schon eine Nebensächlichkeit, wenn man sich die rechtsgültige grundbücherliche Einverleibung des kostenlosen, lebenslangen Wohnungsgebrauchsrechtes für Helmut Mader anschaut, dem lange Zeit bestverdienenden Politiker des Landes, jenem mit der heute höchsten Pension.
Errichtet wurde der Vertrag von Rechtsanwalt Gerhard Mader, dem Sohn Helmut Maders. Unterschrieben unter anderen von Sohn Christian (als Finanzreferent-Stellvertreter des Vereins Technikerhaus) und von Helmut Mader als Obmann des Vereins und Nutznießer des Deals. Mehr an Insichgeschäft geht nicht.
Mader hat sich nur zu gerne als Familienpolitiker verkauft, gegangen ist es aber in erster, zweiter und dritter Linie immer um seine eigene.
Laut diesem 2009 festgeschriebenen Wohnungsgebrauchsrecht hat es dasselbe „schon seit vielen Jahren“ gegeben, „jedoch noch nicht verbüchert“. Das heißt, Helmut Mader hat auch schon in seiner aktiven Zeit als Politiker, zuletzt Landtagspräsident (12.000 Euro monatlich), mietzinslos auf 188 m² gewohnt. Selbst zu tragen hatte er und hat er auch zukünftig bis an sein Lebensende nur die Müll- und Wassergebühren, die Stromkosten fallen kaum ins Gewicht, da er als alter TIWAGler über ein kostengünstiges Stromdeputat in der Höhe von 35.000 KWh verfügt. „Darüber hinaus sind alle weiteren Betriebs- und Erhaltungskosten vom Wohnungseigentümer zu tragen“ (Punct c): Versicherungen, Steuern, Erhaltung, Reinigung etc.
Mader-Wohnung Hofseite: Freier Blick auf die Nordkette, 10 m² Balkon, Carport
Der reguläre ortsübliche Mietzins der Mader-Wohnung dürfte inklusive Extras (Carport plus Parkplatz, Gartenmitbenutzung, Betriebskostenbefreiung, Untermietberechtigung) über der 2.000-Euro-Marke liegen. Monatlich. Ergibt 25.000 Euro Mietersparnis pro Jahr. Da Helmut Mader, wie 2009 formuliert, „schon seit vielen Jahren“ (siehe oben) im Genusse dieses Wohnungsgebrauchsrechtes ist, hat er, von damals bloß einmal zehn Jahre zurückgerechnet, bis heute Mietzahlungen in der Höhe von mindestens 400.000 Euro einbehalten.
Diesen Vorteil verschafft und diese Summe (oder eine vermutlich noch höhere) zugeschanzt hat sich der Mieter Mader im Technikerhaus selbst - als Obmann des Vermieters Technikerhaus.
Und das bei einem Wohnhaus, das mit öffentlichen Mitteln errichtet, ausgebaut, erhalten und gefördert worden ist, zum Teil aus solchen, über die er selbst einmal als Mitglied der Tiroler Landesregierung verfügt hat.
Das dicke Ende
Obwohl der „gemeinnützige“ Verein Technikerhaus noch in seinem 2009 neugefassten Organisationsstatut den Vereinzweck darin sieht, das Haus „zu führen, zu fördern und zu erhalten“, wird es schon ein Jahr später als gesamtes Objekt verkauft. An Freunde. An Ambronen.
Im Hintergrund steht ein fast unentwirrbares Geflecht aus kleinen Bauträgerfirmen, wobei auf Gesellschafterebene mehr oder weniger jede mit jeder direkt oder indirekt in Verbindung steht. Gekauft wurde das Technikerhaus von der Kubus Immobilien GmbH, ihr Chef ist Helmuth Niederhauser, Mitglied der Ambronen und Bariton bei der Ambronen-Liedertafel. Er ist auch Geschäftsführer der Centralbau GmbH (Firmenadresse Technikerhaus), die seit Mai dieses Jahres in Insolvenz ist, und alleiniger Gesellschafter der Bonus Immobilien GmbH, die wie auch die Economic BBC seiner Unicum Beteiligungs GmbH gehört, wobei Unicum und Economic wiederum Zweidrittelgesellschafter an der Centralbau sind und auch zusammen 66 Prozent an der Kubus und also am Technikerhaus besitzen. Das restliche Drittel gehört Peter Außerladscheider, ebenfalls Mitglied der Ambronia.
Die Kubus musste natürlich das verbücherte Gratis-Wohnungsgebrauchsrecht Maders vollinhaltlich in den Vertrag übernehmen, der von Mader-Sohn Gerhard (Ambronia) errichtet wurde.
Den Kaufvertrag unterschrieben hat für den Verein Technikerhaus neben Karl Pischl als Präsident und dem Schriftführer und Ambronen Martin Geisler Helmut Mader als Obmann. Ihm ist 2013 übrigens RA Mag. Gerhard Mader in der Funktion des Obmanns direkt nachgefolgt. Übrigens: Sollte der Verein Technikerhaus, der ja nun seinem Vereinzweck nicht mehr nachkommen kann, aufgelöst werden, so soll – laut der aktuellen Statuten – das „verbleibende Vereinsvermögen für gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke“ verwendet werden: „Im Rahmen dieser Vorgaben hat erste Option der gemeinnützige Verein TMV Ambronia.“
2,510.000 Euro für eine Grundstücksfläche von 2.803 m² insgesamt und eine Baunutzfläche von 4.189 m² in zentrumsnaher Lage? Was sagt das Finanzamt dazu?
Und, noch spannender:
Wohin ist das Geld geflossen, das der gemeinnützige Verein (der das Technikerhaus „führen, fördern und erhalten“ sollte) aus dem Verkauf des Objekts erlöst hat?
Helmut, Gerhard und Christian Mader waren trotz mehrfacher Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit.
10.8.2015
Hier können Sie über Helmut Maders Gratis-Wohnung direkt diskutieren.
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