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Und die rostige Spatenstich-Schaufel geht an ….. Bruno Wallnöfer

Im Jahre 2012 hat die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) die Hypo Tirol Bank mit 230 Millionen Euro vor dem Crash retten müssen. Mit dieser Zweckentfremdung von Stromkundengeldern hat sich Bruno Wallnöfer, Vorstandsvorsitzender der TIWAG, damals eine Verlängerung seines Dienstvertrages, zwei Jahre über sein gesetzliches Pensionsalter hinaus, „erkauft“. Wie sieht nun, wenn er Ende 2015 endlich – viel mehr als nur diese zwei Jahre zu spät – gehen muss, die Bilanz seiner bei Dienstantritt groß angekündigten Kraftwerksoffensive aus?

Man erinnere sich: Herwig van Staa war als Landeshauptmann angetreten, mit einem Monsterkraftwerksbauprogramm seinen dominanten Schwiegervater in den Schatten zu stellen, heißt: seinen Schwieger-Vaterkomplex zu überwinden. Bruno Wallnöfer, von van Staas Gnaden erst in die IKB, dann in die TIWAG gehievt, sollte sein ausführendes Organ sein. Ziemlich pikiert präsentierten beide zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Eberle am 9. Dezember 2004 einen „Optionenbericht über mögliche Standorte künftiger Wasserkraftnutzung in Tirol“ …




… nachdem der Rohbericht bereits Wochen vorher auf dieser Seite bekanntgemacht worden war:



Kronenzeitung, 28.9.2004


Von sechzehn Optionen sollte Wallnöfer elf Projekte umsetzen - vom Stanzertal bis ins Winkeltal und vom Tauerntal bis ins Kaunertal, an der Ruetz und an der Isel und am Inn von Stams bis Breitenbach. Just zum Zeitpunkt seines Pensionsantritts am 1. Jänner 2016 sollte auch noch die letzte damals projektierte Neuanlage ans Netz gehen.

„Ich bedanke mich vor allem auch beim Herrn Landeshauptmann, der die wichtige Säule dieser Energiepolitik für Tirol ist. Jedes Unternehmen, jedes Management kann nur so stark sein, wie es der Eigentümer zulässt. Dafür Landeshauptmann herzlichen Dank. Unter einem solchen Landeshauptmann dient man gerne.“
Bruno Wallnöfer am 19.10.2007 über seinen Mentor van Staa





Und was wurde realisiert? Wie viele Gigawatt fließen aus dem Optionenbericht in die Tiroler Haushalte? Null. Und Megawatt? Auch null. Aber Kilowatt oder zumindest Watt müssten’s doch sein. Nein, sorry, auch nicht. Tut echt leid.
Wallnöfer geht außer Betrieb - ohne dass er irgend etwas davon in Betrieb genommen hätte.



Er hat in jetzt zwölf langen Jahren nicht einmal ein einziges dieser Kraftwerksprojekte begonnen oder auch nur genehmigungsfähig gemacht. Die so energisch ergriffene Spatenstich-Schaufel ist ihm in der Hand verrostet, ohne auch nur ein einziges Mal zum Einsatz gekommen zu sein.


Wasserkraftausbau Option Nr. 1:
„Neubau Speicherkraftwerk Malfontal“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 2
„Ausbau Kraftwerk Kaunertal durch Zubau der Oberstufe Rifflsee-Gepatsch als Pumpspeicherkraftwerk und Zubau einer zweiten Unterstufe Kaunertal“




Wird seit 2010 nicht gebaut, geht 2016 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 3
„Ausbau Kraftwerk Kaunertal zu einer Kraftwerksgruppe durch Zubau der Oberstufe Rofenache-Gepatsch als Pumpspeicherkraftwerk und Zubau einer zweiten Unterstufe Kaunertal“




Wird seit 2010 nicht gebaut, geht 2016 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 4
„Ausbau Kraftwerk Naturns (Südtirol) zu einer Kraftwerksgruppe durch Zubau der Oberstufe Rofenache-Vernagt als Pumpspeicherkraftwerk und Zubau einer zweiten Unterstufe Naturns“




Wird seit 2010 nicht gebaut, geht 2016 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 5
„Neubau Kraftwerksgruppe Ötztal mit einer Oberstufe Fischbach-Aschbach als Pumpspeicherkraftwerk und einer Unterstufe Aschbach-Haiming mit anschließendem Schwallausgleichskraftwerk“




Wird seit 2010 nicht gebaut, geht 2016 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 6
„Neubau Innstufe Imst – Mötz“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2013 nicht in Betrieb.


Option Nr. 7:
„Erweiterung Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz durch Beileitungen aus dem Ötztal“




Wurde ab 2007 nicht gebaut, ist seit 2009 nicht in Betrieb.


Option Nr. 8:
„Ausbau Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz durch Zubau einer zweiten Oberstufe Finstertal-Längental als Pumpspeicherkraftwerk“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 9
„Ausbau Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz durch Zubau einer zweiten Oberstufe Finstertal-Längental als Pumpspeicherkraftwerk und Beileitungen aus dem Ötztal und aus dem Stubaital“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 10
„Neubau Speicherkraftwerk Fotschertal“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 11
„Neubau Speicherkraftwerk Hinteres Stubaital“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 12
„Ausbau Achenseekraftwerk durch Zubau eines zweiten Kraftwerkes als Pumpspeicherkraftwerk“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 13
„Neue Innstufen von Stams bis Breitenbach“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 14
„Neubau Pumpspeicherkraftwerk Winkeltal“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 15
„Neubau Pumpspeicherkraftwerk Raneburg-Matrei“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2012 nicht in Betrieb.


Wasserkraftausbau Option Nr. 16
„Neubau Iselstufe Matrei-Lienz“




Wurde ab 2008 nicht gebaut, ist seit 2013 nicht in Betrieb.





Zu den großspurig angekündigten Vorhaben aus dem Optionenbericht kommen da noch – nur so als Beispiele - TIWAG-Projekte für Strom aus Kohle (Lubmin), aus Wind (Butendiek) und aus Biomasse (Thaur), die allesamt aufwendig und teuer geplant und dann von Bruno Wallnöfer verworfen wurden.

Zu den über 100 Millionen Euro Projektierungskosten für die nicht gebauten Wallnöfer-Kraftwerke 2004 – 2016 kommen noch einmal mehr als 100 Millionen Euro an Beratungs- und Anwaltskosten (Stundensatz der Wiener Kanzlei: 400 Euro), die in den Sand gesetzt bzw. in den Inn geworfen, oder - positiv gesehen - in den Kreislauf der österreichischen Volkswirtschaft eingebracht wurden.

Viel Geld. Wahnsinnig viel Geld. Bei null Output.

Wie erklärt sich das alles? Durch die Person Bruno Wallnöfer. Durch die unmögliche Person Bruno Wallnöfer. Seine Präpotenz, seinen Unverstand, sein Auftreten. Der falscheste Mann am falschesten Ort. Dank van Staa.

Schon das vor der Öffentlichkeit geheimgehaltene Ergebnis einer von der TIWAG bezahlten Umfrage aus dem Jahre 2006, als Wallnöfers P.R.-Maschine in Sachen Kraftwerksbau regelrecht glühte, hätte gezeigt, wie kontraproduktiv sein Einsatz war. Die Glaubwürdigkeit seiner TIWAG in der Kraftwerksdiskussion bei der Bevölkerung sank binnen weniger Monate von miesen 30 Prozent auf noch miesere 26 Prozent (OGM-Umfrage, April 2006; Auftraggeber: Hofherr Communikation, Befragung: April 2006, 499 Interviews).


Wallnöfers historisches Verdienst

Zweihundert verpulverte Millionen Euro sind viel Geld.
Zwölf Jahre null Fortschritt in einer Kraftwerksoffensive sind eine elendslange Zeit.

Und dennoch! Oder gerade deswegen – und das sei jetzt ohne jede Ironie gesagt:
Vor allem der Person Bruno Wallnöfer, der unmöglichen Person Bruno Wallnöfer, just seiner ekelhaften Präpotenz, seinem fachlichen Unverstand und seinem schauderhaften Auftreten haben wir es zu verdanken, dass Fotsch und Ruetz, Malfonbach und Tauernbach, Gurgler und Venter Ache usw. noch so sprudeln und schäumen wie vor zwölf Jahren und noch ganz lange so sprudeln und schäumen werden. Ja, sicher, er hat TIWAG-Skandale ohne Ende zu verantworten und die Betriebsklimakatastrophe im eigenen Haus, er hat dem Unternehmen unermesslichen Schaden zugefügt, aber: Er hat sämtliche Kraftwerksneubauten verhindert und damit unsere Natur bewahrt.

Dieses Verdienst kann ihm niemand nehmen. Dafür war der Preis nicht zu hoch. Zukünftige Generationen werden es ihm danken.

Bruno Wallnöfer war der richtige Mann am richtigen Ort.


9.3.2015


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