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Zwei, drei Anmerkungen zu den Hotelkäufen russischer Neureicher im Ötztal

In den letzten Monaten sind in der Gemeinde Sölden drei Vier-Sterne-Hotels an russische Gesellschafter einer in Innsbruck eingetragenen GmbH verkauft worden.
Wie war das möglich? Wer hat hier mitgeholfen? Wer weggeschaut? Wer sind die Käufer? Wie sind diese zu ihrem Vermögen gelangt, mit dem sie weit überhöhte Preise zahlen können? Wer schützt sie?

Die Konstruktion geht so: Drei Russen haben in Andalusien eine Gesellschaft nach EU-Recht gegründet, die „Cien por cien Fun SA“, mit Sitz in Tarifa am südlichsten Zipfel Spaniens, wo sie bereits das Hotel „100 % fun“ besitzen. Diese Gesellschaft hat zum Zwecke „des Erwerbs, des Besitzes und der Verwaltung … von in- und ausländischen Unternehmen, insbesondere mit dem Gegenstand der Hotellerie und Gastronomie“ in Tirol die „100% Fun Hotel GmbH“ gegründet, deren Alleingesellschafterin sie auch ist. Dazu später.

Wer steckt nun dahinter? Drei russische, nun, Geschäftsleute: Evgeniy Terekhov (46), Mikhail Bakhtiarov (40) und Pavel Abrosimov (42). Während ersterer als Geschäftsführer sowohl der spanischen wie der österreichischen Gesellschaft fungiert, handelt es sich bei den beiden Letztgenannten um die schwerreichen Geldgeber. Ihr Vermögen haben Bakhtiarov und Abrosimov mit dem, sagen wir, Autohandel gemacht. Heute betreiben und besitzen sie mehrheitlich das Moskauer Autohaus „Major City“ mit allein dreißig Standorten rund um Moskau und einigen tausend Beschäftigten. Während Mikhail Bakhtiarov als Präsident der Major Holding, zu der verschiedene Tochterfirmen aus dem Autobereich gehören, auftritt, dürfte der eigentliche Macher Pavel Abrosimov sein, auch Besitzer der Avtotorgbank in Moskau. Ihn sehen kritische Beobachter als Teil der russischen Mafia:




So haben laut dem Dossier auf rumafia.com der russische Zoll und die Sonderabteilung zur Bekämpfung des Schmuggels 2009 eine Reihe von Schiebereien einer international tätigen Bande aufgedeckt, welche über das Unternehmen „Major Cargo Service“ des Herrn Abrosimov gelaufen sind. Ein Verfahren wurde eingeleitet, die Büros der ebenfalls Abrosimov gehörenden Firma „Major Auto“ durchsucht und Dokumente beschlagnahmt. Auch ein weiteres Mal soll - laut einem Artikel der russischen Tageszeitung Kommersant - gegen ein Unternehmen des Abrosimov-Konzerns wegen Schmuggels ermittelt worden sein. Beide Verfahren sollen eingestellt worden sein, da Herr Abrosimov offenbar unter dem Schutz des Chefs des Inlandsgeheimdienstes, Baryshnikov, steht, dessen Sohn im Vorstand der „Major Auto“ sitzt, während der Chef der Moskauer Abteilung desselben Amtes, Igor Anisimov, Vizepräsident der „Major Holding“ ist.


Von der Politik nur blöde Sprüche

Die Viersterne-Hotels der auf schnellen wie krummen Wegen reich gewordenen Russen stehen alle drei in der Gemeinde Sölden, deren Teilzeitbürgermeister (hauptberuflich Gemeindeverbandspräsident und Landeshauptmann-Aspirant) Ernst Schöpf ist. Was sagt er dazu, der doch sonst immer fetzgscheid ist, wie man im Ötztal sagt, der Oberauskenner bei allem und jedem, auch dann noch, wenn es darum geht, dem letzten Bäuerl in Hintergramais noch etwas abzutrutzen, was sagt er zu den Millioneneinkäufen der dubiosen Russen in „seiner“ Heimatgemeinde? Er sei „wenig amused“ (Rundschau), seine Freude halte sich „in Grenzen“, man sei jetzt „in der europäischen Normalität angekommen“ (ORF). Seine üblichen flapsigen dummen Sprüche.

Warum hat er nicht aufgeschrien beim ersten Deal 2011, dem Kauf vom Hotel Valentin1 in Sölden? Dann hätte die BH Imst ein Verfahren eröffnen können; überprüfen, wer hinter der „spanischen“ GesmbH steckt, der die „österreichische“ GesmbH gehört, die als Käufer auftritt. Dann hätte es zumindest grundverkehrsbehördliche Verfahren bei den beiden Übernahmen in Obergurgl gegeben. Warum er nicht aufgeschrien hat? Erstens, weil ihm die Interessen der Gemeinde Sölden längst am Gesäß vorbeigehen2. Zweitens vielleicht, weil dann Russen-Deal Nr. 2, der Verkauf des Hotel Gamper in Obergurgl, nicht mehr so glatt und vor allem von der Öffentlichkeit unbemerkt möglich gewesen wäre. Die Gampers sind Schöpfs engste Gefolgsleute. Gamper sen. war mehrere Perioden lang auf Schöpfs Liste im Gemeinderat, Gamper jun., der vorgesehene Betriebsnachfolger im Hotel, sitzt als Listenzweiter (!) dort seit 2010.



Werbefolder von Ernst Schöpf, Bernhard Gamper & Co. zur Gemeinderatswahl im März 2010:
„Den erfolgreichen Weg fortsetzen“ – für viele in Sölden mittlerweile eine gefährliche Drohung



Die Superpatrioten

Wer schafft es, das dubiose russische Neureichenpack in Tirol einzuschleusen? Wer kann ihm helfen, ins Grundbuch zu kommen und ins Firmenbuch ohne an Behörden anzustreifen? Unsereiner, der noch nie in ein Trachtenröckl geschloffen ist, dem beim „Du bist das Land, dem ich die Treue halte“ schon bei „Du bist“ übel wird, wohl nicht. Da müssen, wie immer, wenn es darum geht, Heimat zu verkaufen, schon vollblütige Heimattümler ‘ran, je tümler, desto besser. Hier hat die Tiroler Landesspitze, die auf dem Bild da unten „dem Land die Treue“ grölt, (sich) ja schon Besonderes geleistet. Der Herr rechts im Bild zum Beispiel mit seinem Eurofightervertrag und der Typ in der Mitte - auch nur zum Beispiel - mit dem Verschebern der TIWAG-Kraftwerke an US-Spekulanten.




Da haben wir aber noch einen im Bild, ganz links, ja, genau, den da, der, die Hand aufs Herz gedrückt, grad wieder einmal dem Land die Treue hält3: Helmut Mader, Ex-Landtagspräsident und Ehrenringträger des Landes Tirol. Und damit sind wir wieder bei den Hotelkäufen der Russen. Sein Sohn war es, der Rechtsanwalt Gerhard Mader, der die Russen hierher gebracht hat, ihnen, bevor sie eine Adresse in Österreich hatten, sogar eine Scheinadresse in seiner Kanzlei in Reutte eingerichtet hat. Er, in der Rechtsanwältepartnerschaft mit Michael Steskal, hat auch die Verträge gemacht und diese geschickt durchgelotst bei der BH Imst, welcher der Russen-Deal auf dem Umweg über die „Cien por cien Fun“ erst nach dessen Bekanntwerden im heurigen August spanisch vorgekommen sein will.






Die Mader-Kanzlei in Reutte hat den Russen in ihren Räumlichkeiten sogar heimlich Unterschlupf gewährt, heißt: einen Briefkasten zur Verfügung gestellt.


Mittelfristig, heißt es, wollen die ehrenwerten Gesellschafter der drei Hotels weitere Häuser in der Gemeinde Sölden zusammenkaufen - bis zu einer Gesamtbettenzahl von eintausend. Heißt, große Teile ihres in Russland zusammengerafften Geldes hierher verschieben, in Sicherheit bringen, hier zwischenparken, wie auch immer. Vielleicht auch hier Sauberwaschen.

1 Pavel Abrosimov, Mikhail Bakhtiarov und Evgeniy Terekhov sind über die „Cien por cien Fun“ und deren Tochter „100% Fun Hotel GmbH“, der heute die „Hotel Valentin GmbH“ in Sölden, Dorfstraße 109, gehört, Mitglied in der „Agrargemeinschaft Sölden“, deren Obmann Bürgermeister Ernst Schöpf ist.

2 Seinen Sölder Bürgermeisterjob braucht Ernst Schöpf nur mehr, um seinen Tiroler Gemeindeverbandspräsidentenjob behalten zu können, und diesen ja auch nur, um nach dem Landeshauptmannjob greifen zu können.

3 Video hier


19.11.2012

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