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Liftkaiser kauft Landesrat
Die Zillertaler Unternehmerfamilie Schultz (100 Lifte, 1000 Betten etc.) hält sich einen eigenen Landesrat. In ihrer eigenen Wohnung. Innsbrucker Innenstadt. Toplage. Loft. Modernst ausgebauter Dachboden. 150 m² Wohnfläche auf zwei Etagen. Dachterrasse. Mit Blick über die Stadt. Fünf Minuten Gehzeit ins Landhaus. Ins Büro des Landesrates für Finanzen, zuständig auch für Golfplatzkonzept und Seilbahngrundsätze. Also Schultz.
„Sich einen Politiker mieten“ - sehr wörtlich genommen
Seit seinem Eintritt in die Landesregierung (Juli 2008) wohnt Christian Switak in Schultz‘ Loftwohnung in der Adamgasse 17, Top 11. Offiziell, zur Tarnung, gemeldet ist er, der Vierzigjährige, immer noch im „Hotel Mama“ in der Bienerstraße 16 (möglicherweise auch, um den Mieterschutz nicht zu verlieren). Amtlich angemeldet in Schultzens, das heißt Switaks Nobelwohnung ist „nur“ Berna Y., die Lebensgefährtin des Landesrates (Hauptwohnsitz).
Aus der ÖVP ist zu hören, dass Schultz die Wohnung (reeller Mietpreis ca. 1500 Euro monatlich netto) seinem Landesrat kostenlos zur Verfügung gestellt habe. Über ein Jahr lang, so erzählt einer, habe Switak „überhaupt keine Miete gezahlt“. Erst seit dieses Anfüttern im ÖVP-Klub zur Sprache gebracht worden sei, zahle Switak zumindest eine Quasimiete. Gesprochen wird von einem Freundschaftspreis. Prost!
Switaks Wohnung hat eine interessante Vorgeschichte
2003 kauft Landesrätin Anna Hosp diese Dachwohnung – z.T. mit dem Geld, das sie vom Landeskulturfonds für ihre geerbte Landwirtschaft im Osttiroler Villgraten erhalten hat (Landesrechnungshof). Verkäufer: Reinhard Mayr, Vorstandsdirektor der Raiffeisen-Landesbank.
Im Jänner 2007 verkauft Hosp als immer noch für die Schultzschen Ausbauprojekte zuständige Landesrätin (Raumordnung und Naturschutz), die Wohnung an Schultz, nein, weil das optisch nicht gut kommt, an dessen Cousin, den Geschäftsführer der Schultzschen Bergbahnen Hochzillertal, Rudi Hirschhuber.
Nach kurzer Quarantäne sozusagen, inoffiziell bereits im Frühjahr 2007, übernimmt Heinz Schultz selbst die Wohnung und baut sie in der Folge mit seiner eigenen Baufirma großzügig um. Eingetragen wird sie dann auf seine „Bergbahnen Skizentrum Hochzillertal Ges.m.b.H. & Co. KG“.
Dass Rudi Hirschhuber nur den Strohmann gegeben hat, sieht man daran, dass Schultz seinem Cousin ganz offiziell die von diesem ausgelegte Grunderwerbsteuer und die Eintragungsgebühr (insgesamt 16.065 Euro) rückerstattet, das heißt, ihm auf den schon seit Hosp (offiziell) gleichbleibenden Kaufpreis von 357.000 Euro drauflegt (hier).
Anmerkung: Wenn Anna Hosp die Wohnung knapp vier Jahre nach ihrem Erwerb um den exakt gleichen Betrag weiterverkauft, obwohl zwischenzeitlich der Immobilienpreisindex für Innsbruck um fast acht Prozent (d.h. bezogen auf Hosps Immobilie um mehr als 28.000 Euro) gestiegen ist, dann dürfte es dabei wohl um die Vermeidung der Spekulationssteuer gegangen sein. Und die Frau Landesrätin soll auf die Abgeltung dieser satten Wertsteigerung gegenüber dem vorgeschobenen Käufer bzw. Schultz wirklich verzichtet haben? Am 1. Juli 2008 bekommt es Heinz Schultz plötzlich ganz eilig mit der Unterfertigung des bereits seit über einem Jahr vorliegenden (und von Hirschhuber bereits im April 2007 unterschriebenen) Kaufvertrages. Es ist bezeichnender Weise jener Tag, an dem Christian Switak vom Tiroler Landtag in die Landesregierung gewählt wird. Zwei Tage später marschiert Heinz Schultz mit seinem neuen Landesrat Christian Switak in die Adamgasse, um ihm seine Luxuswohnung anzubieten.
Platters Sachwalter
Als Günther Platter, der Jämmerliche, Erbärmliche, 2008 in einer Art Betriebsunfall der ÖVP zum Landeshauptmanndarsteller gekürt wurde, musste sich dieser express seinen langjährigen Kabinettchef aus Wien nachliefern lassen: Christian Switak, als Einsager und Vorsager. Switak, ohne den Platter keinen selbständigen Schritt tun konnte, sollte Leiter seines Büros werden, immer in Rufweite, immer zur Stelle, wenn Platter Text brauchte. Da Switak, der angelernte Tanzlehrer, mit der Gage als Büroleiter aber bei weitem nicht einverstanden sein wollte, wurde er zum Landesrat befördert (13.500 Euro monatlich) und in die Landesregierung gesetzt. Dort haben wir ihn nun sitzen, zuständig für Finanzen und Raumordnung. Und für Schultz. Heinz Schultz. Und Martha Schultz. Die Schultz-Gruppe. Das Zillertaler Unternehmen mit bisher acht Skigebieten in Nordtirol, Osttirol und Kärnten und (demnächst) an die 1000 Gästebetten.
Liftkaiserin Martha Schultz mit ihrem derzeitigen Landesrat Switak neben sich und ihrem vormaligen Landesrat Streiter hinter sich
So jemand braucht schon einen eigenen Landesrat, gerade für Raumordnung (das heißt für Bewilligungen) und für Finanzen (das heißt für Förderungen). Landesrat Switak (und Landeshauptmann Platter) wird nachgesagt, den Schultzes unter anderem in Sillian ein Konkurrenzprojekt vom Hals gehalten und im Defereggental ein Skigebiet regelrecht zugeschanzt sowie das neue Golfplatzkonzept des Landes passgenau auf Schultz‘ Pläne im Zillertal zugeschnitten zu haben.
Alle Tage mindestens zweimal kollidieren Schultz‘ Begehrlichkeiten und Switaks Zuständigkeiten. Immer dann, wenn es um örtliche oder überörtliche Raumordnung (Flächenwidmungsänderungen) geht, also immer. Und natürlich um finanzielle Projektförderungen.
Zur Schultz-Gruppe (so der Konzernname) gehören immer auch die jeweils für sie gerade zuständigen Politiker
Switaks persönlicher Sponsor sponsert auch Platters ÖVP
Die Schultzes haben es schon immer verstanden, sich ihre Landesräte herzurichten. Das gilt für Anna Hosp, die natürlich in deren Staner Jagd gepirscht und geschossen hat, und formvollendet für Konrad Streiter, dem die Schultzes (nicht nur) seinen erfolgreichen Vorzugsstimmenwahlkampf bezahlt haben sollen.
Die Schultz scheißen sich auch nix, ihre Angestellten ganz offen zum ÖVP-Wählen aufzurufen. Dafür gibt es dann zehn Millionen Landesförderung für den Zusammenschluss der Schultz-Skigebiete Matrei und Kals und obendrauf noch einmal drei Millionen Euro für die Errichtung eines Schultz-Dorfes mit fünfzig Chalets plus Hotel in Kals.
Die ÖVP ist für Schultz da! Und Schultz für die ÖVP.(Doppelseite aus dem Parteiorgan der Tiroler Volkspartei)
Platters ÖVP fördert mit Steuergeld die Expansionen des Schultz-Konzerns. Schultz fördert mit Gewinnen aus seinen Unternehmen (oben Hochzillertal und Sporthotel Sillian) die ÖVP.
Schultz hält den Switak aus.
Unser Gesellschaftssystem auch?
Unaufgefordert wird einem von allen Seiten zugetragen, dass Landesrat Switak für Geschenke gehobenen Niveaus - oder wie der Jurist sagt: geldwerte Vorteile - außerordentlich empfänglich sei. (Ich distanziere mich selbstverständlich in dem vor dem Gesetz unbedingt nötigen Ausmaß von solchen Behauptungen. Aber auch ungern einen Millimeter weiter.)
Der Herr Landesrat war weder bereit, mir auf entsprechende Anfragen zu antworten, noch mit mir ein ihm angebotenes Gespräch „in Sachen Porsche, GJ Stans, Kristallhütte, Uhr etc.“ zu führen.
Ein Innsbrucker Journalist formuliert es – im kleinen Kreis - ganz brutal:
„Der Switak ist ein Nehmer wie er im Buche steht, ein krimineller Nehmer.“
Es gilt, ich sag’s ja, natürlich die dings, die Unschuldsvermutung.
Fortsetzung folgt.
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Postanschrift: Markus Wilhelm, Sonnenwinklweg 3, 6450 Sölden
13.11.2011
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