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Widerstand ist machbar!

Die TIWAG-Führung will offenbar nicht nur das neue Eisstadion, sondern ganz Tirol zur "Wasserkraftarena" machen. Okay. Soll sein. Aber in einer Arena wird gefightet. Vielleicht versteht die TIWAG, die mit Unsummen aus unseren Stromtarifen den Sport sponsert, nur diese Sprache. Also sei sie daran erinnert, wie sie beim Auswärtsspiel im vorderen Paznaun nicht nur glänzend abgefertigt, sondern mit einer Riesenpackung nach Hause geschickt wurde. Oder wie die Obergrichtler über sich hinausgewachsen sind und durch die Mobilisierung aller schließlich als Sieger vom Platz gegangen sind. Oder wie die gut eingestellten Stubaier mit hervorragendem Mannschaftsspiel auch nicht zu knacken waren. Genauso wenig wie die von der TIWAG grob unterschätzten Innervillgrater, wo sie mit einem Kantersieg noch gut bedient war. Oder wie diese Millionentruppe im bei weiten heftigsten Match gegen den FC Dorfertal auch durch extremes Foulspiel nicht reüssieren konnte und in der Verlängerung noch niedergerungen wurde.
So schaut’s aus in der "Wasserkraftarena"!

Trotzdem in vielen Kämpfen immer wieder der Lebensraum gegen geplante Zerstörungen erfolgreich verteidigt werden konnte, sind die Kleinmütigen noch nicht ausgestorben: "Wenn die TIWAG dieses Kraftwerk wirklich bauen will, haben wir keine Chance!" Mit solchen Reden erfreuen sie die Bosse im Land.
In keinem österreichischen Bundesland ist die Beweislage besser, daß es genau umgekehrt ist: "Wenn wir dieses Kraftwerk wirklich verhindern wollen, hat die TIWAG keine Chance." Ein Blick in die Geschichte der letzten zwanzig Jahre macht stark und stolz:

Beispiel Nr. 1: Innervillgraten
Für einen Speicherbau im Arntal hatte sich die TIWAG bereits die Genehmigung für Probebohrungen gesichert. Als die Villgrater Bauern merkten was geplant ist, widerriefen sie sofort "die Zustimmungen zu Probebohrungen, die durch Organe bzw. Beauftragte der TIWAG geradezu erschlichen wurden". Sie schlossen sich zu einem Aktionskomitee zusammen und komplimentierten die TIWAG-Herren mit einem heftigen Protestschreiben aus dem Tal, worin jene öffentlich und bis heute ungestraft der "falschen bzw. irreführenden Information" beschuldigt wurden.

Beispiel Nr. 2: Oberes Gericht
Hier hat die Bevölkerung, die im Bachbett des Inn weiterhin einen Fluß haben möchte und sich darum gegen dessen Ausleitung von oberhalb Pfunds bis unterhalb Ried zur Wehr setzt, dem Landeshauptmann seinerzeit seinen Wahlkampfauftritt versaut. "Hände weg vom Obergricht! Wir leben von den Gästen nicht von TIWAG und Verbund!" bekam "unser Landeshauptmann als Chef der TIWAG" (Transparenttext) da unter anderem zu lesen. Eine Postwurfsendung punktgenau zum Landeshauptmannbesuch ist hier nicht einmal zitierfähig ("Räubertum", "Meute fettgewordener Millionäre aus Politik und Wirtschaft"). Auf einen weiteren Vorstoß der begierigen E-Wirtschaft wenig später reagierten die hauptbetroffenen Pfundser und Tösener mit einem Widerstandsfest und an die hundert Bergfeuer.

Beispiel 3: Stubai
Als die ÖBB - unterstützt durch die Planungen der TIWAG - das hintere Stubai für die Stromerzeugung zu mißbrauchen versuchten, gelang dort ein besonderes Kunststück. Um den Verlust einer Reihe von Gletscherbächen, des Grawa-Wasserfalls und vor allem der Sulzenau durch Überflutung zu verhindern, schlossen sich die Gemeinden Neustift und Gschnitz, der Tourismusverband Neustift, der Talverband und der Österreichische Alpenverein zur "Kein Kraftwerk! Aktionsgemeinschaft" zusammen. Die Stubaier organisierten Informationsveranstaltungen und konnten das Land zu einem Gutachten bewegen, in dem schließlich Umsatzeinbußen im Tourismus durch den Kraftwerksbau in der Höhe von 100 Millionen Schilling errechnet wurden. Mit der beispielhaften Einmütigkeit der verschiedensten Interessensgruppen und glänzender Öffentlichkeitsarbeit konnte die Attacke auf das Landschaftsschutzgebiet bereits zweimal abgewehrt werden.

Beispiel 4: Paznaun
Dem Projekt der TIWAG, noch die letzten Bäche auf der Südseite des Paznaun auszubeuten, sind vor allem die Bauern und die Frauen im Unterpaznaun forsch entgegengetreten. In einer Protestversammlung der "Initiativgruppe gegen den Bau des Kraftwerkes Unterpaznaun", später: "Komitee Lebensraum Unterpaznaun", kam nicht nur die Ablehnung gegen einen Stausee, sondern auch gegen eine kleinere Variante deutlich zum Ausdruck: "Wir werden unsere Heimat verteidigen" und "Wir lassen uns nicht aus unserem Tal vertreiben!". Als die Kraftwerksplaner behaupteten, der für den Rohrleitungsbau zu schlägernde Schutzwald sei ohnehin erneuerungsbedürftig, Holzbohrungen jedoch ergeben haben, daß der Wald gesund ist, war es die TIWAG, die aus dem Tal vertrieben war.

Beispiel 5: Kals/Matrei
Der längste und der schwerste Kampf wurde gegen das größte Projekt, das Kraftwerk Dorfertal, geführt. Was dort die Männer und Frauen von Matrei und Kals geleistet haben, hätte in jedem künftigen Werk zur Tiroler Geschichte - man müßte sagen, wäre die Phrase nicht hundertfach mißbraucht worden - mit goldenen Lettern geschrieben zu stehen. Und gegen welche geballte politische und finanzielle Macht, gegen welches Leutekaufen und Leuteverkaufen, gegen welche Hinterhältigkeit von seiten der Verbundgesellschaft und der TIWAG haben dort vor allem die jungen Bauern ihren Boden verteidigt! Wie sie an immer wieder ausgelegten Millionenködern nicht angebissen haben und wie sie gegen die massive Gehirnwäsche der E-Wirtschaft eine hochriskante Volksbefragung in Kals gewonnen haben, diese Geschichte ist geschrieben, auch wenn sie noch nicht niedergeschrieben ist.

Alle diese Beispiele, neben denen es noch weitere u.a. im Lechtal und im Zillertal, im Unterinntal und im Pitztal gibt, bergen einen ungeheuren Schatz an Erfahrungen, aus dem der Widerstand gegen die Arroganz der Macht heute schöpfen kann. Dieses wunderbare, durch viele auch schmerzhafte Erlebnisse angesammelte Kapital wird noch reichlich Zinsen bringen überall dort, wo die Technokraten in ihrer Präpotenz massive Anschläge auf den Lebensraum der Tirolerinnen und Tiroler planen.



 
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