|
Wie Wallnöfer bestellt wurde
Wenn man den TIWAG-Vorstandschef Bruno Wallnöfer reden hört, meint man ja, daß er bei Sitzungen des dreiköpfigen Vorstandes dessen Vollzähligkeit niemals würde feststellen können! Seine fachliche Ahnungslosigkeit ist in der Belegschaft schon sprichwörtlich und mittlerweile das einzige, worüber man in der TIWAG noch lacht. Warum hatte die TIWAG bisher immer ausgewiesene Energie-Experten im Vorstand und noch nie einen abgehalfterten Politiker, obwohl es von der Sorte immer schon genügend gegeben hätte?
Wer aber jetzt glauben würde, Herr Wallnöfer brächte nicht allerhand mit für die TIWAG, irrt auch wieder gewaltig. So hat er doch, noch als Finanzstadtrat von Innsbruck, das der Landeshauptstadt gehörende Achenseekraftwerk laut Gutachten um einen Spottpreis an die TIWAG verscherbelt. Und so hat er als Chef der Innsbrucker Kommunal-Betriebe (IKB) deren Verkauf an die TIWAG perfekt gemacht. So viel hat noch kein TIWAG-Mann für die TIWAG getan bevor er TIWAG-Mann war.
Der "General", wie sich der Offizier der Reserve vor seinen Untergebenen (oder sollte man sagen: Unterworfenen?) selbst gerne nennt, leidet an extremer Eitelkeit, die freilich durch nichts gerechtfertigt - also reine Hypochondrie - ist. Damit aber ist er ein fast perfektes Werkzeug in den Händen des Landeshauptmannes: Bruno Wallnöfer marschiert wie bestellt.
Denn van Staa hat einen schweren Schwieger-Vaterkomplex. Dem, der ihn in beachtlicher Menschenkenntnis seinerzeit von der Politik fernhalten wollte, will er das jetzt heimzahlen. Mit Zins und Zinseszins. Psychologisch erhellend ist da ausgerechnet van Staas Dünkel. Auf die Frage eines Freundes, warum das Land jetzt auf einmal wieder Megakraftwerke bauen wolle, soll er wörtlich geantwortet haben: "Was mei Schwiegervater kennen hat, kann i immer no!"
Seinen Schwieger-Vaterkomplex will der Landeshauptmann jetzt ausleben. Hat Eduard Wallnöfer es im Kaunertal nur bis zum Falginjoch geschafft, will Herwig van Staa es jetzt im Kaunertal bis zur Weißseespitze schaffen, hat der seinerzeitige LH im Pitztal nur den Hinteren Brunnenkogel erreicht, muß der jetzige auf den Linken Fernerkogel hinauf. Hat der Alte nur ein Sellrain-Silz-Kraftwerk mit 760 MW zustandegebracht, muß für seinen gedemütigten Schwiegersohn unbedingt ein Ötztal-Kraftwerk mit 1000 MW Leistung her. Es ist ein bißchen auch wie eine Reviermarkierung: Van Staa muß frische Duftmarken setzen über die alten seines Übervaters drüber - und drüber hinaus. So einfach kann ein Landeshauptmann funktionieren. So erschreckend einfach.
Um den gebotenen Kraftwerksbau in Angriff zu nehmen wurde Bruno Wallnöfer bestellt - und geliefert. Da weiß man, was man hat. Daß der neue TIWAG-Chef vielleicht eine Spur zu sehr darauf programmiert ist, wird deutlich, wenn Bruno Wallnöfer vor der Fernsehkamera seine eingelernten Texte aufsagt. Oder wenn er den strikten Auftrag des Landeshauptmannes und dessen Stellvertreters Eberle auf den Kopf stellt und deren Kraftwerkspläne als die seinen verkaufen muß:
"Bis zum zweiten Halbjahr werden wir dem Land in einem Optionenbericht mögliche Projekte auflisten. Dazu werden auch neue Speicherkraftwerke gehören. LH Herwig van Staa und unser Aufsichtsratvorsitzender Ferdinand Eberle haben sich schon grundsätzlich positiv geäußert." (Wallnöfer in der TT vom 13.4.04)
| |